Sicherlich hast du auch schon einmal etwas vom Dehnen gehört. Es soll gut sein, vor dem Sport, während des Sports, besonders gut soll es nach dem Sport sein. Früher im Schulsport wurde viel gedehnt. Vielleicht erinnerst du dich noch: hinstellen, Beine überkreuzen, jetzt die Fingerspitzen bis zu den Zehen, Beine durchgestreckt lassen und federn und federn. Wenn du nicht bis zu den Zehen kamst, so wie ich, hattest du wohl auch verkürzte Sehnen. Fertig. Ging es dir auch so? Alle wurden über einen Kamm geschoren. Weil der Affe auch schwimmen muss, und der Delphin eben auch klettern. 6, setzen, wegtreten oder hinsetzen, je nachdem ob man beim Bund oder in der Schule ist.

Dehnen

Dehnen oder stretchen während des Training, meiner Meinung nach Unsinn und kontraproduktiv

Kleiner Einschub, ich erinnere mich noch an die 90er Jahre, als ich Leichtathletik im Verein machte. Zwei Runden warm laufen, dann dehnen, leichte Kräftigungsübungen, dehnen, auf einem Bein stehen Fuß nach hinten in beide Hände nehmen und ziehen, schön den Quadrizeps dehnen. Dann Lauftraining, dehnen, vor der Sprint nochmal kurz andehnen, gelaufen und wieder dehnen. Gebracht hat es übrigens nix, also das Dehnen, ich komme heute noch immer nicht mit meinen Fingerspitzen an meine Zehen.

Was soll es nun bringen, das Dehnen der Muskeln? Du hast es schon gehört: Einfluss haben auf die Ruhespannung, Bewegungsreichweite, Verletzungsprophylaxe, Leistung und Regeneration, besonders beliebt ist die These der Verringerung des Muskelkaters. Davon ist eines wissenschaftlich bewiesen, die anderen sind Mythen.
Bewiesen ist, dass es die maximale Bewegungsreichweite erhöht und dein Wohlempfinden verbessern kann. Das ist nützlich als Ballerina (Spagat), Kampfsportler (High Kicks) oder um sich einfach irgendwie besser zu fühlen, weil man dann seine Zehen berühren kann.
Auch bewiesen ist, dass Dehnen vor dem Sport einen negativen Einfluss der Schnellkraft besitzt, heißt wenn du dich vorher dehnst, sprintest du nicht so schnell. Oder während eines intensiven Brusttrainings zwischendurch an der Wand den Brustmuskel dehnen, da ist dann sozusagen die Luft rausgelassen worden.
Jetzt kommst du vielleicht auf die Idee zu sagen, gut, dehne ich mich eben nach dem Sport. Hier behaupte ich (es ist noch nicht wissenschaftlich bewiesen, aber heiß diskutiert)  dass Dehnen nach dem Sport sogar den Muskelkater verstärkt! Wieso? Weil du nach einer intensiven Belastung der Muskulatur (ich trainiere eben gern bis zum Muskelversagen) bereits Mikrotraumen (Mini-Verletzungen) innerhalb deiner Muskeln produziert hast. Und diese durch das Dehnen quasi noch weiter aufreißt. Sei ehrlich, mit einer offenen Fleischwunde würdest du dich auch nicht dehnen.

Nicht falsch verstehen, Dehnen hat seine Bedeutung, nur nicht während, vor oder nach einem Training. Wenn Dehnen, dann als eigene Trainingseinheit, welche in der Tat sehr fordernd sein kann.

Dehnen als Einzeldisziplin hat absolut seine Berechtigung

Dehnen als Einzeldisziplin hat absolut seine Berechtigung

Ein Tipp von mir an dich zur Verminderung (nicht zur Vermeidung) des Muskelkaters: 10 – 15 Minuten Cool-Down nach dem Training. Dazu gehören eine leichte Belastung auf dem Cross-Trainer, Ergometer, Rudergerät, ein Spaziergang mit deinem Hund oder deinem Partner.
Anschließend eine heiße Dusche oder Badewanne. Das Cool-Down soll dabei helfen die Abfallprodukte der Energiebereitstellung des Trainings schneller abzutransportieren, bzw. die Muskulatur schneller mit Reserven wieder aufzufüllen, dies geschieht durch die leichte Erhöhung der Herzfrequenz des Cool-Downs.

Also nochmal in aller Kürze: Wenn du nicht einen größeren Bewegungsradius in deiner Sportart benötigst, ist Dehnen (direkt vor, während, nach dem Training) eher kontraproduktiv. Wenn Dehnen, dann eine eigene Trainingseinheit.

Oder was meinst du?